St. Martin

Der heilige Martin

Ein etwas anderer Blick auf den großen Heiligen

Über den heiligen Martin, seine Person, seine Vita, sein Werden und Wirken sowie seine Wirkung durch die Jahrhunderte und sein Überleben im Bewusstsein der Menschen bis zum heutigen Tage sind bereits ganze Bibliotheken geschrieben worden. Auch in Luxemburg ist das Schrifttum über den hl. Martin bereits so volu- minös, dass sich Neues zu finden als schwierig erweist.

Es ist nicht übertrieben zu sagen, der hl. Martin sei ein Universal- heiliger, der weltweit als paradigmatisches Menschenbild verehrt wird. Was ihm die Hochachtung der Menschen seit jeher einbrachte (seinen Mantel mit einem Bettler zu teilen) ist eines der sieben Werke der leiblichen Barmherzigkeit (die Nackten kleiden), welches sinngemäß ausgeweitet wurde und zum nachahmenswerten Beispiel für Barmherzigkeit im Allgemeinen (den Notleidenden helfen) wurde.

Die Legende des hl. Martin erinnert natürlich sofort an das Gleichnis des barmherzigen Samariters. Die Botschaft ist die gleiche: der Mensch soll mit den ihm zu Verfügung stehenden Mitteln (Mantel bei Martin, Hilfe und Geld bei dem Samariter) die Not des Mit- menschen lindern. Es scheint aber, dass die Legende des hl. Martin im kollektiven Gedächtnis der Menschheit fester verankert ist, wird der Heilige doch bekenntnisübergreifend in mehreren Glaubensge- meinschaften hoch verehrt (katholisch, evangelisch, orthodox und anglikanisch). Sankt Martin ist sozusagen ein ökumenischer Heilige.

Allein in Frankreich tragen heute 237 Städte und Dörfer und etwa 3.600 Kirchen Martins Namen (Ökumenisches Heili- genlexikon). Ebenfalls in Deutschland und allgemein im deutschsprachigen Raum ist die Zahl der Martinus Pfarreien und Kir- chen beeindruckend. Auch in Luxemburg ist der heilige Martin weitverbreitet, wie ein älterer Artikel aus der Obermosel -Zeitung berichtet (siehe oben).

Wagen wir, über das Bekannte hinaus, einen etwas anderen Blick auf den hl. Martin.

– In seiner Folge hatten einige Päpste ihn als Vorbild gewählt und nach ihrer Wahl sich für ihr Pontifikat auf seinen Namen berufen. Über die Martin-Päpste gibt es kirchen- politisch und weltpolitisch Wichtiges zu berichten.

– Zum Zeichen der weltweiten Verwurzelung im Bewusstsein der Menschen von heute dient uns ein Blick in die Welt der Mün- zen und Briefmarken mit dem Sankt Martins-Motiv, die in erstaunlich großer Zahl von vielen Postämtern in aller Welt herausgebracht wurden und Zeugnis von der Botschaft des hl. Martin ablegen.

Die Päpste des Namens „Martin“

Dass sich Päpste auf einen solch volkswirksamen Heiligen wie St Martin bei ihrer Namenswahl beriefen, ist weiter nicht verwunder- lich, galt er doch als vorbildlicher, also nachahmenswerter, Mensch. Dass der höchst nummerierte Papst Martin (oder Martinus) aber lediglich die Zahl „5“ erreicht hat, erregt dann doch unser leises Er- staunen. Man hätte eine höhere Zahl erwartet War Martins Stern am Sinken ? Bei näherem Hinsehen stellt man allerdings fest, dass es gar keine 5 Martinus-Päpste gegeben hat, sondern nur 3, weil man sich Jahrhunderte lang verzählt hatte. Und das kam so:

Martinus I. war Papst von 649 bis 653, also etwa 250 Jahre nach dem Ableben des Heiligen. Etwa zwei, drei Jahrhunderte später kamen die Päpste Marinus I. (882-884) und Marinus II. (942- 946), die aber in den Papstkatalogen fälschlicherweise mit „Mar- tinus II.“ und „Martinus III.“ bezeichnet wurden. Und alsdann, wieder Jahrhunderte später, sich ein neuer Papst für den Namen „Martinus“ entschied, wählte er in aller Logik den Namen „Mar- tinus IV.“ und ging als solcher in die Geschichte ein (1281-1285). Dessen Namensnachfolger Martinus V. war kirchliches Oberhaupt von 1417 bis 1431. Nach diesem etwas abenteuerlichen Beginn der Reihe der Martinus-Päpste endete sie auch schon. Irgendwann wurde der Irrtum entdeckt und so gibt es nur drei Päpste des Na- mens „Martin“: Martin I., Martin IV. und Martin V. Die beiden letzteren aber behielten ihre Bezeichnungen mit den verkehrten Nummern trotzdem bei.

Zu jedem der drei Martin-Päpste sind wichtige Ereignisse aus dem kirchlichen und politischen Leben ihrer Zeit zu berichten. Allein die Lektüre der Daten ihrer Pontifikate lassen uns Großereignisse erahnen. Fassen wir uns (sehr) kurz.

Martin I. (649-653)

Bevor Martin I. auf Petri Stuhl gewählt wurde, schwelte seit lan- gem bereits der theologische Streit über die monotheletische Lehre. Diese besagt, dass Christus zwar zwei Naturen besitzt (eine gött- liche und eine menschliche), aber nur einen Willen hat, womit sie sich der dyotheletischen Lehre entgegenstellte. Diese verteidigte die Idee, dass Christus zu jeder seiner beiden Naturen einen gesonderten Willen besitzt, und der menschliche Wille dem göttlichen unterge- ordnet ist. Auf einer Lateransynode, die Martin I. sofort nach seiner Wahl noch im Jahre 649 einberief, wurde die monotheletische Leh- re verurteilt. Damit stellte sich Papst Martin offen gegen den Kaiser, der einen Kompromissvorschlag in dieser Frage wünschte, um eine Einigung der Kirchengemeinschaften von Rom (pro-dyotheletisch) und Konstantinopel (pro-monotheletisch) anstrebte. Hinter der theologischen Diskussion stand also ein handfestes politisches Inte- resse (die Kirchenpolitik des Kaisers).

Martin I. wurde 653 von kaisertreuen Truppen festgesetzt, miss- handelt und verschleppt. Er verstarb 655 an den Folgen der erlit- tenen Misshandlungen. Auf dem Konzil von Konstantinopel (680) wurden die Ideen von 649 bestätigt und gelten auch heute noch. Martin I. wird heute als Märtyrer verehrt.

Martin IV. (1281-1285)

Martin IV. war Franzose (bürgerlicher Name : Simon de Brion) und war in seiner Klerikerkarriere zeitweilig Domherr in Tours. Beides mag ihn wohl zur Annahme des Papstnamens Martin bewogen ha- ben. Als Papst unterstützte er bedingungslos den König Karl I. von Neapel-Sizilien (Karl von Anjou. Anjou: eine Seitenlinie der fran- zösischen Herrscherfamilie der Kapetinger), der sich stark für die Wahl Martins einsetzte. König Karl führte gegen die einheimische Bevölkerung mit französischen Truppen und Beamten ein hartes, unbarmherziges Regime der Unterdrückung. Am 30. März 1282 (Ostermontag) kam es zur Zeit der Vesper zu einem Aufstand in Palermo, der sich bald auf ganz Sizilien mit gnadenlosen Massa- kern an Franzosen auf der Insel ausweitete. Diese Episode ist in der Weltgeschichte unter dem Namen „die sizilianische Vesper“ bekannt geworden. Schließlich wurden die Franzosen aus Sizilien vertrieben und verloren an Bedeutung im Mittelmeerraum. Damit verflogen auch Martins IV. Pläne einer Latinisierung Konstantino- pels, die er glaubte durchzusetzen zu können, wenn dem Vorhaben Karls von Neapel-Sizilien, das byzantinische Reich anzugreifen, Er- folg beschieden worden wäre. Martin IV. schaffte es sogar bis in die Weltliteratur. Dante erwähnt ihn in der Comedia Divina, Fegefeuer, 24. Gesang, ohne Bezug zur Sizilianische Vesper, aber mit einer Anspielung auf seine extravaganten kulinarischen Neigungen (der Papst liebte in Wein marinierte Aale). In Verdis Oper „Die siziliani- sche Vesper“ kommt Martin IV. allerdings nicht vor.

Allein schon die Eckdaten des Pontifikats von Martin V., aus der einflussreichen römischen Familie der Colonna (ein Platz in Rom trägt heute noch den Namen „Piazza Colonna“), zeigen auf Welt- geschichte hin :

1417 : das Datum des Endes des abendländischen Schismas (Wieder- herstellung der Einheit der Christenheit) durch die Beschlüsse des Konzils von Konstanz und die Wiederherstellung eines rechtmäßigen in Rom ansässigen Papsttums. Für uns Luxemburger ist natürlich, und nicht nur nebenbei, interessant und erwähnenswert, dass dies unter kräftiger Mitwirkung des um seine Vormachstellung kämpfen- den deutschen Kaisers Sigismund, einem Enkel Johann des Blinden, geschah.

1431: Jeanne d’Arc. Unter dem Pontifikat Martins V. tobte der 100-jährige Krieg zwischen den Franzosen und den Engländern. Am 30. Mai 1431 wurde in Rouen Jeanne d‘Arc auf dem Scheiterhaufen hingerichtet. Papst Martin V. verstarb am 20. Februar 1431 und er- lebte somit nicht mehr die Hinrichtung der Jeanne d’Arc.

Gewählt wurde Martin V. (nach Absetzung des Papstes Gregor XII. und zweier Gegenpäpste, Benedikt XIII. und Johannes XXIII.) am 11. November 1417, dem Fest des heiligen Martin, daher der Name des neuen Papstes. Er war der erste von zwei auf deutschem Boden ge- wählten Päpste.

Martin V.

Man kann sagen, Martin V. habe die Ära der sog. Renaissance-Päpste eingeleitet. Rom und der Lateran waren während der Avignon-Zeit (1309-1377) und des folgen- den Schismas (1378-1417) über 100 Jahre dem Verfall preisgegeben; er bemühte sich um deren Wiederaufbau, sowie ebenfalls um die Restauration des Kirchenstaates, ver- nachlässigte allerdings die vom Konstanzer Konzil beschlossenen Kirchenreformen (grundsätzliche Oberhoheit des Konzils über den Papst, regelmäßige Einberufung von Konzilen). Die Renaissance-Päpste führten Rom und das Papsttum mit Hilfe vieler Gelehrten und Künstlern zu einer Prachtentfaltung, die knappe hundert Jahre später (zusammen mit Korruption, Vetternwirtschaft und Ablasspraktiken) einen weiteren Martin auf die Weltbühne erhob : den Reformator Martin Luther.

Martin V. starb, wie bereits gesagt, im Februar 1431. Beigesetzt ist er in der von ihm wiederaufgebauten Lateranbasilika.

(Quelle der Papstwappen : F. X. Seppelt, Papstgeschichte von den Anfängen bis zur Gegenwart, München, 1933)

Der heilige Martin in der Numismatik

Münzen sind seit alters her einer der besten Informationsträger, die die Menschheit je erfunden hat, obwohl das Verbreiten von Informationen nicht der erste Zweck die- ser kleinen Metallplättchen ist. Aber die hohe Anzahl der Münzen und ihre extreme Beweglichkeit unter den Leuten war hierzu ein echter Vorteil. Sie sind überall, wandern von Hand zu Hand, kommen auf die Men- schen zu, werden von ihnen betrachtet. Die Münzen waren mithin effektvoller als das andere große Medium der Vergangenheit, die Kirchenfenster, zu denen die Menschen hingehen mussten, um ihre Botschaft zu er- fahren. Eine Münze mit dem hl. Martin ist effektvoller als ein Kirchenfenster mit ihm.

In der Numismatik ist der hl. Martin ein besonderer, seinem Hauptcharakteristikum angemessener Begriff.

Der Sankt Martinsgulden ist ein seit dem 15. Jahrhundert vom Mainzer Domkapitel geprägter Goldgulden als Präsenzgeschenk für die Domherren. Er trägt die übliche Darstellung mit Martin zu Pferd und Bettler. (Schroetter, Wörterbuch der Münzkunde)

Es gab auch Martinspfennige aus Mainz aus dem 13. und 14. Jahrhundert in Form von Brakteaten (Hohlpfennige).

In der fast unübersichtlichen Fülle der alten Martinus Münzen, wollen wir uns auf einige besonders schöne Exemplare beschränken. Zahlreiche und künstlerisch anspruchsvolle Stücke kommen aus dem Fürsterzbistum Mainz, dessen Hauptheiliger Sankt Martin von Tours war.

Beginnen wir mit einem Brakteat (oder Hohlpfennig) aus der Stauferzeit (1138- 1254). Die Brakteaten (aus dem Latein : bratea, dünnes Metallplättchen) waren so dünne Münzen, dass sie nur einseitig geprägt werden konnten. Die unten abgebildete Münze zeigt 2 Porträts: oben zwischen zwei Türmen ein Brustbild des heiligen Martin in Bischofsornat (Krummstab) mit Heiligen- schein und darunter (kleiner) den Erzbischof. Die Umschrift gilt dem Erzbischof, nicht dem Heiligen.

Eine Goldmünze aus dem 14. Jahrhundert aus dem Erzbistum Mainz (Erzbischof war Adolph I. von Nassau, ein Name der uns Luxemburgern bekannt vorkommt) zeigt auf der Rückseite den hl. Martin als Bischof in gotischem Gestühl. Die Um- schrift (von rechts nach links gelesen) lautet :

SCS MARTINUS EPS

(= SanCtuS MARTINUS EPiscopuS).

Ihre Masse sind: Durchmesser: 21 mm, Gewicht 3,54 g (etwa so groß und so schwer wie eine 5 euro cent Münze).

Photo und Text (ausschnittweise) :
Deutsche Bundesbank, Die Brakteaten der Stauferzeit

Eine erstaunliche Münze ist dieser Taler von 1525. Mit 42 mm Durchmesser und 28,55 g Gewicht (zum Vergleich: die größte und schwerste Euro-Münze [das 2 € Stück] hat 25,75 mm und 8,50 g) war dieses Silberstück eine wahre Großmünze. Die Umschrift lautet (von oben rechts her gelesen) :

SANCTE MARtine O-R-A PRO NOBis.

Beachtenswert an dieser Münze ist, dass sie den hl. Martin von links nach rechts reitend darstellt. Die allermeisten Abbil- dungen auf Münzen, Briefmarken und auf einem Geldschein zeigen ihn von rechts nach links reitend.

Photo und Text (ausschnittweise) :
Deutsche Bundesbank, Die Brakteaten der Stauferzeit

Die Schweizer Po Patria Marke von 1962 gehört sowohl in die Philatelie als auch in die Numismatik. Sie zeigt eine schöne Martinus-Münze, genannt „Bettlertaler“ (auch St. Martinstaler genannt) aus Schwyz, hier in Form eines Dukaten. Diese Bettlertaler sind eine häufig vorkom- mende Gattung von Münzen im 16. Jahr- hundert im südlichen deutschsprachigen Raum. Sie zeigen alle den hl. Martin zu Pferd mit einem Bettler.

Die neueste Martin-Münze kommt von berufener Stelle aus dem Vatikan. Im Jahre 2016, zum 1.700 Geburtstag des hl. Martin, ehrte der Vatikan ihn auf einer 2-Euro Gedenkmünze, welche in 105.000 Exemplaren erschien.

Das Thema der Münze war das „Heilige Jahr der Barmherzigkeit“ (Umschrift links : Giubileo della Misericordia) und die Wahl fiel auf Martinus, laut Vatikan, weil er beispielhaft für ein leibliches Werk der Barmherzigkeit steht. Das Münzenbild ist die klassische Darstellung der Teilung des Mantels für den Bettler.

Auch Geldscheine gehören im erweiterten Sinne in die Numismatik, unter der Bezeichnung „Notaphilie“. Und es gibt tatsächlich einen St. Martinsschein. Möglicher- weise der einzige auf der Welt. Er lautet auf 100 Schweizer Franken und war von 1956 bis 1980 in Umlauf. Dieser Schein (Thema „Menschlichkeit“) gehört in die 5. Bank- notenserie, welche von dem Schweizer Graphiker und Maler Pierre Gauchat (1902-1956) geschaffen wurde. Das money-museum der Schweizerischen Nationalbank sagt über die Martin-Banknote, sie sei für viele die eindrucksvollste aller Schweizer Banknoten.

Der schweizerische 100 F-Schein von 1956

Der Heilige Martin in der Philatelie

Wie in der Numismatik, ist ebenfalls das Produkt der Philatelie ein tausendfaches, ja hunderttausendfaches Vehikel von Informationen, das mit seiner Botschaft eine Unzahl von Menschen erreicht. Vor- ausgesetzt, diese Menschen betrachten genau die aufgeklebten, bunten Papierschnitzel, die der Briefträger ihnen in den Brief- kasten legt. Heutzutage ist allerdings mit den Freistemplern und Automatenzetteln die schöne, farbige und kunstvoll gestaltete Briefmarke in ihrer Existenz bedroht und hat ihren Wert als pä- dagogisches Hilfsmittel zum großen Teil eingebüßt, da sie immer seltener zum Frankieren der Korrespondenz gebraucht wird.

Auffällig bei dem St. Martin-Motiv ist die erstaunlich hohe An- zahl von Ländern, die weltweit den hl. Martin zu philatelistischen Ehren gelangen ließen. Argentinien, Grenada, Paraguay, Ruanda, Venezuela und andere nebst vielen europäischen Ländern stehen auf der Liste der St. Martin-Marken Herausgeber. Besonders viele Länder aus Europa („neue“ und alte) fallen ins Auge: Slowakei, Tschechoslowakei, Malta, Andorra, u.v.a. Sogar aus Arabien kommen einige St. Martin-Marken.

Auf der überwältigenden Mehrheit der Briefmarken ist fast aus- schließlich die Legende des geteilten Mantels dargestellt. Martin als Bischof kommt sehr selten vor, das vielfältige Martins-Brauchtum (Martinsgans, Martinsfeuer, Martinsumzug, usw.) überhaupt nicht. Dies gibt uns die willkommene Gelegenheit, die mannigfaltigen

künstlerischen Möglichkeiten zu entdecken, wie im Laufe der Zeit eine solche Szene graphisch umgesetzt werden kann. Wie be- reits für die Numismatik festgestellt, reitet auch in der Philatelie der hl. Martin meis- tens von rechts nach links.

Die Kathedrale in Tours, so wie sie 1985 auf einer französischen Briefmarke er- schien, ist nicht das Gotteshaus, das der hl. Martin als dritter Bischof von Tours gekannt hatte. Der heutige gotische Bau ersetzt eine im 12. Jahrhundert durch Feuer zerstörte romanische Kirche. Be- merkenswerterweise ist nicht Martin der Patron der Kathedrale von Tours, sondern der heilige Gatianus, erster Bischof von Tours. – Der hl. Martin hat natürlich auch „sein“ Gotteshaus in Tours : die Basilika, in welcher sich auch sein Grabmal befindet.

Beginnen wir mit Luxemburg, wo erfreulicherweise gleich zwei St. Martin Marken zu vermelden sind.

In der langen Liste der Länder, die mit Martinus-Marken aufwarten können, muss Belgien besonders hervorgehoben werden. Nicht nur, dass dieses Land die Martin-Thematik bereits sehr früh einleitete (1910), es hat auch die höchste Anzahl an Briefmarken mit Martin-Motiven aufzuweisen (36). Allein drei Secours d’hiver Serien mit Sankt Martin stechen da hervor, neben Caritas-Marken oder Marken zur Hilfe für Hochwassergeschädigte. Das Thema ist mithin jeweils die Solidarität mit Hilfsbedürftigen, eine echte Hom- mage an den hl. Martin. Beachtenswert aber ist vor allem, dass in der großen Fülle dieser Martins-Briefmarken, sämtliche die be- kannte Szene von Martin auf dem Pferd bei der Mantelteilung in Anwesenheit eines Bettlers zeigen, dass aber jedes Mal eine andere Darstellung dieser Szene gewählt wurde.

Ja, auch folgende Briefmarke gehört zur (er- weiterten) Sankt Martin Thematik. Sie er- innert an den Waffenstillstand, der im ersten Weltkrieg zwischen dem deutschen Kaiser- reich und den Mächten der Entente in Com- piègne in dem berühmten Eisenbahnwaggon der Société Internationale des Waggons-Lits am 11. November 1918 abgeschlossen wurde. 11. November !! Es geht die Legende um, dass der Maréchal Ferdinand Foch, ein praktizie- render Katholik, dieses Datum mit Bedacht und aus Verehrung des hl. Martin bestimmte, um die Unterschriften unter das Dokument setzen zu lassen. Wenn man bedenkt, dass der Name „Martinus“ auf den römischen Kriegs- gott Mars zurückgeht … Im laizistischen Frank- reich ist der „Onze novembre“ ein gesetzlicher Feiertag. Wegen des Armistice, nicht wegen des hl. Martins.